Othello im Dogenpalast

Es war ein lauwarmer Abend, die Sonne ging gerade unter und mein Mann war gerade aus dem Schwimmbad zurückgekommen. An der Rezeption hatte man uns empfohlen einen Ausflug nach Venedig zu machen: Von Punta Sabbioni aus erreicht man die Stadt mit dem Boot in dreißig Minuten.

Nach einem Fischabendessen im Restaurant des Campingplatzes waren wir um 21.30 schon am Markusplatz. In Venedig gibt es immer eine große Anzahl verschiedenster Aufführungen. Die Orchester der Bars spielten den Touristen ihre Lieder vor und einige der Touristen ließen sich von den Straßenmalern porträtieren.
Es war eine wundervolle Atmosphäre und wir schätzten uns glücklich unseren Urlaub in der Nähe der schönsten Stadt der Welt zu verbringen. Aber da lag irgendetwas Merkwürdiges in der Luft… wir hörten das Echo eines Operngesangs. Wir schauten uns um, konnten aber nicht feststellen, woher der Gesang kam. Mein Mann schaute in Richtung des Dogenpalastes und sah, dass einige Personen in diese Richtung liefen. Die Stimme schien von dort zu kommen. Und so war es dann tatsächlich: Wir näherten uns dem Eingang des prachtvollen, vom Mondlicht beleuchteten, Palazzos und zwei junge Männer mit der Uniform des Teatro La Fenice teilten uns mit, dass im Innenhof der “Othello” aufgeführt wurde, eine Oper von Verdi nach der Tragödie Shakespeares, die meine Tochter einige Monate zuvor für eine Prüfung vorbereitet hatte.

Von draußen haben wir den letzten Akt der Oper mitgehört: Die Stimme der Sängerin, die Desdemona spielte, stieg klar und klangvoll zum Himmel auf. Ein Traum, eine Überraschung, die uns nur das magische Venedig hätte bescheren können. Wir hatten große Lust hineinzugehen, um zu sehen wie der wunderschöne Innenhof des Dogenpalastes für die Oper dekoriert worden war. Aber die Karten waren leider alle ausverkauft, doch Magie gab es in Venedig noch genug.

Ein älteres Ehepaar hatte die Aufführung und das mysteriöse Theater unter freiem Himmel vorzeitig und eilig verlassen und als sie sahen, dass wir gerne hineingehen wollten, nahmen sie uns beiseite und empfahlen uns, doch vom Hintereingang aus mit ihren Eintrittskarten hineinzugehen. Wir trauten unseren Augen nicht, aber es klappte! Wir schafften es in den Dogenpalast zu gelangen und die letzte halbe Stunde des “Othello” zu sehen: Als ich das meiner Tochter erzählte, staunte sie nicht schlecht.
Als wir gestern Abend daran dachten, dass wir im Juni an Pfingsten wieder im Camping Village Dei Fiori sein werden haben wir uns an diesen magischen Juliabend erinnert. Und da wir die Oper lieben werden wir uns dieses Jahr im Theater La Fenice die Oper “Madama Butterfly” von Puccini anschauen.

Aufführungen in Venedig finden Sie immer!